In der kommenden Saison 2022/23 wird der UHC Tulln nicht mehr in der HLA CHALLENGE, der 2.Liga im österreichischen Handball, antreten. Das hat vor allem finanzielle Gründe. Die Herrenmannschaft hat den größten Anteil am Budget des Vereins, danach kommen die Jugendarbeit, die Damenmannschaft und allgemeine Ausgaben. Der Spielbetrieb der Herren ist auf diesem Niveau nicht weiter finanzierbar.

Im Jahr 2019, vor nunmehr bald drei Jahren, stiegen die Tullner Herren 2019 in die damalige spusu Challenge auf. Der Aufstieg stand aber unter keinem guten Stern: im Frühjahr 2020 wurde die Meisterschaft aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen und nicht gewertet. Auch die darauffolgende Saison 2020/21 war von Corona geprägt: im Lockdown im November wurde die Meisterschaft unterbrochen, im Dezember der Trainingsbetrieb und im Jänner 2021 die Meisterschaft der HLA CHALLENGE unter den Auflagen für Spitzensport fortgesetzt. Am Ende lag der UHC Tulln – wie schon im Jahr davor – am letzten Tabellenplatz. Durch die Aufstockung der HLA MEISTERLIGA um zwei Vereine sowie die Fusion von Bruck und Trofaiach zu den BT Füchsen gab es aber wieder keinen Absteiger und unsere Herren konnten in der Liga bleiben.

Finanziell kam der UHC Tulln in diesen beiden Saisonen halbwegs unbeschadet über die Runden. Neben geringeren Einnahmen waren auch die Ausgaben durch die Lockdowns weitaus geringer als budgetiert, da Training und Spielbetrieb für viele Jugendmannschaften lange Zeit hindurch, aber phasenweise jener der Damen- und Herrenmannschaft, nicht erlaubt war. Dazu kamen die Förderungen aus dem NPO-Topf und von der Stadtgemeinde Tulln, die den Einnahmenausfall abfederten.

In der heurigen Saison sind die Ausgaben wieder im „Normalbetrieb“: mit Ausnahme von Dezember und Jänner trainierten und spielten alle Mannschaften die ganze Saison hindurch, wenn auch ständig Spiele verschoben werden mussten. Im Gegensatz dazu sind jedoch die Einnahmen deutlich geringer als vor Corona. Dies ist verschiedenen Umständen geschuldet: weniger Zuschauer (und Einnahmen im Buffet) aufgrund behördlicher Auflagen bei unseren Spielen in der Josef-Welser-Sporthalle sowie abgesagte Messen (zuletzt die pool+garden 2002 im März) bzw. weniger Besucher bei den Tullner Messen – und somit bei unserem Messestand. Zudem sind auch die Firmen, die den UHC Tulln unterstützen, von der Pandemie betroffen und und einige mussten ihr Engagement reduzieren oder komplett zurückziehen. Dadurch entsteht eine Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben, die wirtschaftlich nicht vertretbar ist.

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Unterstützern des UHC Tulln bedanken: der Stadtgemeinde Tulln, unseren Sponsoren sowie allen freiwilligen Helfern, die es uns ermöglichen, den Kindern und Jugendlichen der Stadt und des Bezirks Tulln den Handballsport nahezubringen!

Aufgrund der genannten Diskrepanzen im finanziellen Bereich, mussten wir bei der letzten Vorstandssitzung daher schweren Herzens den Entschluss fassen, in der kommenden Saison nicht mehr in der HLA CHALLENGE anzutreten. Dies schmerzt besonders, da die Mannschaft heuer durchaus imstande ist, sportlich den Klassenerhalt zu schaffen. Dies hat sie zuletzt mit den Siegen gegen Koppensteiner WAT Fünfhaus und die Sportunion Die FALKEN Bachner Bau St. Pölten gezeigt.

Neben den finanziellen Gründen gibt es aber auch einen sportlichen Hintergrund. Denn uns fehlen im männlichen Nachwuchsbereich von der U15 bis zur U20 die Breite und damit auch die nachkommenden Spieler, die künftig die Mannschaft einer HLA Challenge erweitern sollten. Das derzeitige Future Team könnte ohne ältere Spieler wie Denis Nikic, Max Brönimann und Renato Matijevic kaum spielen. Ein Antreten mit einer U16- oder U18-Mannschaft kam in dieser Saison nicht zustande, da wir nicht genügend Spieler in den jeweiligen Jahrgängen haben bzw. die Belastung zusätzlich zum Future Team zu hoch wäre. Auch in den U15-Jahrgängen 2006-2008 haben wir nur 3, 4 bzw. 5 Spieler – zu wenig um sechs gegen sechs trainieren zu können.

Und letztlich müssen wir so ehrlich sein, zuzugeben, dass wir als Verein auch organisatorisch nicht bereit für die zweite Liga sind. Das Team rund um den Vorstand, das ehrenamtlich viele freie Stunden in den Verein investiert und den ganzen Trainings- und Spielbetrieb ermöglicht, ist derzeit zu klein. Folglich müssen wir in Zukunft etwas „kleinere Brötchen backen“ und uns auf das konzentrieren, was gut funktioniert und was wir aus eigener Kraft bestreiten können: Jugendarbeit vor allem in den unteren Jahrgängen bis zur U15 sowie die Förderung der Damenmannschaft, die zu 95% aus Tullner Eigenbauspielerinnen besteht und voraussichtlich in die WHA MEISTERLIGA aufsteigen wird. Auch da erwartet uns genug Arbeit.

Uns ist bewusst, dass das für unsere Herrenmannschaft sowie unsere älteren Burschen, aber auch für viele Fans ein schwerer Schlag ist. Dass aufzusteigen immer schwieriger ist als „oben zu bleiben“, haben wir vor wenigen Jahren selbst erlebt. Wir würden diesen Schritt jedoch nicht unternehmen, wenn wir realistisch eine Alternative sehen würden. Es wird weiterhin eine Herrenmannschaft in Tulln geben und wir werden auch künftig unsere jungen Burschen ausbilden und ihnen diesen tollen Sport ermöglichen. Aber bevor wird wieder an ein Spielen in der HLA CHALLENGE denken können, müssen wir finanziell, organisatorisch und personell besser aufgestellt sein als heute. Daran werden wir nun verstärkt weiter arbeiten und hoffen auf Eure Mitarbeit und Unterstützung!

P.S. Natürlich begrüßen wir alle Bestrebungen, vor allem der Herrenmannschaft, zusätzliche Einnahmen zu lukrieren und den Verbleib der Mannschaft in der HLA CHALLENGE zu ermöglichen!